Nach einem Bericht in der Fachzeitschrift Brauwelt (Nr. 40-41, 2020) fiel die Sommergersten-Ernte in Europa in diesem Jahr heterogen aus. Es steht aber ein reichliches Angebot an Sommergerste zur Verfügung.
Dänemark - Schweden - Finnland - Großbritannien
In Dänemark wurden auf einer deutlich größeren Fläche gute Erträge, trockene Ware und gute Vollgersten mit den erforderlichen Proteinwerten eingefahren. Der Exportüberschuss wird mit 350.000 t bis 600.000 t eingeschätzt. Ähnliches gilt auch für Schweden, wo der Exportüberschuss bei rund 150.000 t liegen dürfte.
In Finnland ist nach einem Regeneinbruch während der Ernte mit Qualitätseinbußen zu rechnen. In Großbritannien sind zwar die Anbauflächen deutlich ausgeweitet worden. Die ungünstige Witterung im Frühjahr und während der Ernte hat sich aber negativ auf die Ernteergebnisse ausgewirkt.
Frankreich
In Frankreich wurde trotz deutlich größerer Fläche nicht mehr Sommergerste eingefahren als im Vorjahr. Auch die Qualität kann mit teilweisen hohen Eiweißwerten und enttäuschenden Vollgerstenanteilen nicht immer überzeugen. Dennoch wird mit einem Exportüberschuss von 71 Prozent der gesamten Ernte gerechnet.
Deutschland - Niederlande
In Deutschland waren in diesem Jahr bei großen regionalen Unterschieden keine Spitzenerträge zu erwarten. Die Witterung hatte Auswirkungen auf Ertrag und Qualität, teilweise auch auf die Sortierung (hier mehr zur Sommergerste 2020 in Deutschland). Ein Importbedarf von rund 1 Mio t bleibt bestehen. In den Niederlanden ist die Qualität gut. Nur die Erträge lassen aufgrund der Witterung zu wünschen übrig.
Tschechien - Slowakei - Polen
Tschechien hat eine gute Ernte eingefahren. Exporte in angrenzende Gebiete in Deutschland sind möglich. Aus der Slowakei werden durchschnittliche Erträge gemeldet. Der Braugerstenanteil dürfte bei 75 Prozent liegen gegenüber 50 Prozent im Vorjahr. In Polen waren witterungsbedingt große Unterschiede zu verzeichnen. Aus Ungarn werden zufriedenstellende Werte für Protein und Sortierung gemeldet.
Preisentwicklung
Die Preise für Sommerbraugerste haben in letzter Zeit zwar weiter nachgegeben, der Boden scheint aber erreicht zu sein. Auslöser war das gute Exportgeschäft mit Gerste generell aus Frankreich mit China. Hinzu kommt, dass der Verkauf von Sommergerste in der EU im Moment stockt. Es ist zu befürchten, dass Braugerste aufgrund der geringen Prämien von 15 bis 20 EUR/t eher als Futtergerste verkauft wird.
Insgesamt wird, nicht zuletzt auch wegen der Corona-Krise, mit einem deutlichem Überschuss an Sommergersten in Europa gerechnet. Das könnte zu geringeren Flächen für den Sommergerstenanbau 2021 führen, falls die Witterungsbedingungen die Aussaat von Wintergersten zulassen. hy